An dieser Stelle erläutere ich meinen Standpunkt zu den Verkehrseinstellungen der vergangenen Jahre in Mecklenburg-Vorpommern und dem nördl. Brandenburg:

Bekanntlich sind die Landesregierungen für die Bestellung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) zuständig. Jeder Haushalt entscheidet somit über Gedeih und Verderb jeder einzelnen Nahverkehrsstrecke. Selbst private Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), die als Betreiber bestellt wurden, sind nicht sicher vor dieser Willkür. Das betraf bereits zwei private Bahngesellschaften. Der Ostmecklenburgischen Eisenbahn GmbH (OME) wurde zum Fahrplanwechsel 2000 die Strecke Neustrelitz Süd - Feldberg (Meckl.) gekündigt, und vier Monate später wurde der Verkehr auf der Strecke Meyenburg - Güstrow bei der Prignitzer Eisenbahn GmbH (PEG) abbestellt.

Zugleich beklagt die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern die geringe Auslastung der Züge im Nahverkehr. Aber wenn man solche gravierenden Fehler bei der Planung des SPNV macht, wie die Streichung von Zu- und Abbringerstrecken, oder die Duldung (besser Ignoranz) des parallelen Busverkehrs, muss man sich nicht über wenig Fahrgäste wundern. Statt dessen stellen sich die "hohen Herren" hin und verkünden, den Tourismus in der Region stärker zu fördern. Dazu gehört meiner Ansicht nach auch der Erhalt der Nebenstrecken und nicht nur der Bau einer Autobahn. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich begrüße den Bau der A 20 auch, denn die Situation auf den Ost-West-Bundesstraßen ist zuweilen katastrophal.

Hinzu kommt noch, dass sich das Wirtschaftsministerium, das für den SPNV zuständig ist, auf veraltete Gutachten beruft, die jeglicher Aktualität entbehren. So geschehen auf der Strecke Meyenburg - Güstrow. Die Fahrgastzahlen waren laut Zählung der PEG nach Aufnahme des Betriebes stetig gewachsen. Besonders in den Saisonmonaten waren viele Fahrradtouristen unterwegs. Aber auch der Gelegenheitsverkehr hatte zugenommen. Zugleich war die Strecke die einzig zumutbare, schnellste und kürzeste Verbindung von der Prignitz an die Ostsee. Deshalb legten auch die Landesregierung von Brandenburg und der Landkreis Prignitz sowie die an der Strecke liegenden Städte und Gemeinden energischen Protest gegen die Streichung ein. Selbst das Fernsehen und die Zeitungen berichteten über die bevorstehende Einstellung des Verkehrs. Aber nichts half. Das Wirtschaftsministerium setzte sich wieder einmal durch, genau wie bei den anderen Strecken. Leider waren in den jeweiligen Jahren der Verkehrseinstellungen keine Landtagswahlen angesetzt. In den vergangenen Jahren mit Landtagswahlen überlebte so manche geplante Stilllegung mit einer Gnadenfrist. Man wollte vor den Wahlen wohl nicht den Volkszorn auf sich ziehen, denn keine Abbestellung des SPNV ging ohne vorherigen Protest ab.

Wenn man dann noch bedenkt, dass auf einigen Strecken vorher noch viel Geld investiert wurde in neue Bahnsteige (Warin), neue Stellwerke (Malliß), neue Schrankenanlagen (Plau am See - Vogelsang, Strecke Ludwigslust - Dömitz), neue Heizungsanlagen in Stellwerken und Empfangsgebäuden (Plau am See) oder neu Fenster im Empfangsgebäude (ebenfalls Plau am See), dann sind das jetzt herausgeworfene und zum Teil vergeudete Mittel, die letztendlich bezahlen immer wir, die Steuerzahler. Hieran erkennt man die nicht vorhandene aber notwendige Zusammenarbeit der Landesregierung mit der Deutschen Bahn AG, Privatbahnen und anderen Interssenvertretern wie Tourismusverbände.

Es wird endlich Zeit, dass sich die Beteiligten mit geeigneten Konzepten an einen Tisch setzen und vernünftige und zukunftsorientierte Schienenverkehrsplanung betreiben. Einladen und anhören(!) sollte man dann auch die Interessen der benachbarten Bundesländer und Landkreise und deren Belange berücksichtigen und sie nicht erst einladen und dann kurzerhand wieder ausladen. So soll es mit dem niedersächsischen Vertreter geschehen sein, als es um die Einstellung des SPNV auf der Strecke Ludwigslust - Dömitz ging, vermutlich wohl nur, weil er für den Erhalt der Verbindung plädierte und auch noch für eine Nahverkehrsverknüpfung zwischen dem mecklenburgischen Dömitz und dem niedersächsischen Dannenberg.
Auf vielen Strecken ist der Zug bereits im wahrsten Sinne des Wortes abgefahren, denn einmal vom Eisenbahnbundesamt (EBA) stillgelegte Strecken sind sehr schlecht wieder zu reaktivieren.

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