Dömitz
(zwischenzeitliche Bezeichnung: Festung Dömitz)

ehemaliger Bahnhof in Mecklenburg
 
Strecken:
  •   Wittenberge - Dömitz - Dannenberg Ost - Lüneburg - Buchholz (Nordh)
  •   Dömitz - Ludwigslust - Wismar
 
   
Gleispläne
 
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Dömitz ist eine geschichtsträchtige mittelalterliche Kleinstadt in Mecklenburg mit engen Straßen und der ehemaligen Festung Dömitz, in der Fritz Reuter seinerzeit einsaß. Das hat er damals aufgeschrieben in dem Roman "Ut miene Festungstied" - ein plattdeutscher Klassiker.
Die Stadt liegt unmittelbar an der Mündung der Elde in die Elbe. Als ich am 17. August 2002 die Stadt und den Bahnhof besuchte, liefen gerade die Vorbereitungen für den Hochwasserschutz. Es herrschte reges Treiben. Die Elbe führte zwar schon ein ziemliches Hochwasser, aber es wurde noch extremer. Zum Glück hielten die Deiche der enormen Flutwelle stand. Als ich vor einigen Jahren das erste mal die Festung besuchte, sah ich auch ein Bild, auf dem zu sehen war, wie das Hochwasser vor vielen Jahrzehnten (1947(?)) in die Stadt gelaufen war. Damals gab es viel Not und Elend.
 
Der inzwischen stillgelegte Bahnhof ist vollkommen verkrautet, die Gleise kaum noch zu erahnen. Auch hier zeigt die Stadt keinerlei Interesse an den wertvollen Gebäuden. Nur das ehemalige Stellwerk in Richtung Dannenberg wird vermutlich von einem Verein genutzt. Das große Empfangsgebäude steht leider leer. Das ehemalige Befehlsstellwerk in Richtung Ludwigslust/Wittenberge und der nebenstehende Lokschuppen und Wasserturm warten auf neue Besitzer oder Nutzer.
 
Bevor Dömitz vor einigen Jahren in einen Haltepunkt umgewandelt wurde, hatte der Bahnhof schon sehr viel bessere Zeiten gesehen. Bis 1945 gelangte man über die alte Elbebrücke mit dem Zug über Dannenberg nach Lüneburg und Uelzen. 1945 kurz vor Kriegsende wurde die Brücke leider von einer Fliegerbombe gesprengt und nicht wieder aufgebaut. Hier war nun im wahrsten Sinne des Wortes die Welt zu Ende, als 1961 dann auch noch die Grenze zum Westen geschlossen wurden. Unmittelbar an den Straßen standen Grenzzäune und Wachtürme. Das benachbarte Niedersachsen lag eigentlich so nah und doch so weit weg. Auch darüber kann man in der Festung etwas erfahren. Als dann auch noch der Streckenabschnitt Wittenberge - Dömitz als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgebaut wurde, verkam der Bahnhof zu einem Endbahnhof einer Stichstrecke.
 
Zum Fahrplanwechsel 2000 bestellete das Land Mecklenburg-Vorpommern trotz Protestes der Bürger und des Landes Niedersachsen den Personenverkehr ab. Auch in Bezug auf diese Nebenbahn ließ das Land keinen Kompromiss zu. Kurzerhand lud man einen Gast aus Niedersachsen, der die Interessen seines Landes vertrat und für den Erhalt und den Wiederaufbau der Verbindung eintrat, auf unfreundliche Weise wieder aus. Man hatte in Schwerin wohl Angst, der Kahlschlag im Nebenbahnnetz könnte verhindert werden.
Am 11. April 2001 wurde die Strecke stillgelegt. Damit ging leider auch die Ära des Bahnhofs Dömitz zu Ende. Alle Gleise wurden inzwischen demontiert und die Trasse entwidmet.
 
Das sehr schöne Empfangsgebäude fiel im August 2011 Brandstiftern zum Opfer. Es brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die Ruine steht heute noch. Die Stadt interessiert es leider nicht, scheinbar auch nicht die bedeutende Geschichte der Eisenbahn in Dömitz! Dabei würde sich ein so schönes Gebäude nach einem Wiederaufbau sehr gut im Stadtbild machen, auch wenn es etwas abgelegen steht.
 
Ende August 2023:
Die Stadt hat inzwischen Tatsachen geschaffen und an der Straße am ehemaligen BÜ auf der Gleistrasse in Richtung Elbe einen Supermarkt hinbauen lassen sowie die Zufahrt zum Bahnhofsgebäude abgesperrt. Hinter der Absperrung passiert gar nichts mehr, die Straße wird nicht einmal in Ordnung gehalten. Vermutlich ist die Bahn der Baulastträger.
Ein Wiederaufbau der Strecken nach Danneberg und Ludwigslust wäre ohnehin utopisch in dieser doch recht dünn besidelten Gegend.
Der einst wichtige Bahnhof verschwindet nach und nach leider aus den Köpfen der Dömitzer. Ein Nachnutzungskonzept gibt es scheinbar gar nicht. Stattdessen soll die Brandruine des bemerkenswerterweise leider nicht denkmalgeschützten Empfangsgebäudes gänzlich verschwinden. Natürlich stellt es im jetzigen Zustand eine Gefahr dar, aber das ließe sich ja ohne großen Aufwand schnell ändern, indem man es einfach soweit entkernt, dass nur die Außen- und Innenwände stehen bleiben.
Auch die Stellwerke und der Lokschuppen mit Wasserturm stehen nicht in der Denkmalliste des Landkreises!
Nach dem Rückbau der Gleise verkommt das gesamte wertvolle Bahnhofsareal, obwohl jedem sicher einige Nutzungsmöglichkeiten in den Sinn kommen würden, wenn man sich einmal mit dem Gelände vertraut gemacht hat.
 
 
2002
Das sehr repräsentante Empfangsgebäude - noch im unversehrten Zustand. Ein echtes Juwel! Man hätte viel daraus machen können, anstatt es von Ideoten anzuzünden ...
 
 
das ehemalige Wärterstellwerk Richtung Dannenberg
 
Gegenüber auf der anderen Straßenseite des Wärterstellwerks steht der ehemalige Güterschuppen.
 
das ehemalige Befehlsstellwerk Dm, dahinter der Lokschuppen
 
der ehemalige Lokschuppen mit Wasserturm
 
Die Elbe führt Hochwasser. Einige Tage später stand es fast bis zur Deichkrone.
Die nach der Wende gebaute Elbebrücke außerhalb des Stadt - natürlich nur für Autos.
Blick in Richtung Lauenburg.
 
Blick in Richtung Wittenberge
 
2023
Hinter der Einmündung der Warftstraße in die Bahnhofstraße wurde hinter dem letzten Haus der Abschnitt bis zum Bahnhofsgebäude abgesperrt.
Alleine diese mit Kleinsteinen gepflasterte Straße wäre gepflegt ein schöner Anblick! Solche Pflasterstraßen gibt es leider nur noch selten!
 
Blick vom Bahnhofsvorplatz auf die Bahnhofstraße in Richtung Stadt
 
Gleisseite;
Bei dem Anblick des innerlich stark zerstörten Empfangsgebäudes blutet einem das Herz.
Wie kann es für ein so schönes Gebäude keine Zukunft mehr geben?!
 
 
Ansicht von rechts
 
 
 
ein Blick durch die Fenster des Obergeschosses
 
Giebelbau von der Gleisseite rechts
 
linke Gebäudefront
 
Straßenansicht
 
 
 
Straßenansicht links
 
entsprechendes Obergeschoss
 
Einblick von der Gleisseite in den ehemaligen Dienstraum der Gepäckabfertigung; Dahinter befindet sich die Bahnhofshalle
 
und Erdgeschoss; Von dort gelangte man zu den Räumen in´s Obergeschoss
 
Eingang von der Straße in die Bahnhofshalle
 
von dort aus zwischen den Balken hindurchgeschaut:
 
Links das Schalterfenster der Fahrkartenausgabe und rechts davon die Schiebtür zum Dienstraum der Gepäckaabfertigung
 
Vom Bahnsteig aus gesehen befand sich im linken Gebäudeteil (mit dem Frontgiebel) die kleine Mitropa-Gaststätte (Blick durch ein Fenster). Der Tresen steht noch.
 
Blick vom ursprünglichen Inselbahnsteig in Höhe Ende EG in Richtung Ludwigslust bzw. Wittenberge
 
gleiche Richtung nur ein Stück weiter zurück
 
Blick in Richtung Dannenberg; Im Hintergrund ist der neu gebaute Supermarkt zu erkennen.
 
Neben den Empfangsgebäude steht in Richtung Lud/Wit dieses Nebengebäude
 
(Gleisseite)
 
Rund 400 Meter vom Empfangsgebäude entfernt in Richtung Lud/Wit steht das ehemalige Befehlsstellwerk. Davor lagen die Gleise nach Ludwigslust und Wittenberge, dahinter die Gleise
zum Lokschuppen.
Bei meinem allerersten Bahnhofsbesuch habe ich leider nicht fotografiert, sondern nur die Skizze für den Lageplan angefertigt. Damals war das Stellwerk noch besetzt.
 
 
(Rückseite)
 
Blick vom ehemaligen Lokschuppengleis in Richtung Bahnhof
 
der ehemalige Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters
 
 
zugewachsener Blick in Richtung Bahnhof ...
 
... und Lud/Wit ...
 
... und geradeaus über die einstigen Gleise auf den Acker
 
sowie zum Lokschuppen
 
der zweiständige Lokschuppen
 
Selbst beim Bau des Lokschuppens hat man sich viel Mühe mit schönen Details gegeben!
 
 
 
 
Die Rückseite des Lokschuppens besaß einst auch zwei Tore. Somit lagen dort auch Gleise. Links steht der Wasserturm, durch einen Zwischenbau mit dem Schuppen verbunden ist.
 
(Natürlich steht der Turm nicht schief, es liegt auch hier an der Perspektive.)
 
Durch das Loch im Türblatt konnte ich die Treppe im Turm ablichten.
 
Links neben dem Turm steht die Halle eines ehemaligen Anschlusses (ACZ oder Getreidewirtschaft?), durch die das Anschlussgleis verlief (Blick Richtung Bahnhof).
 
entgegengesetzte Blickrichtung
 
Hinter dem Lokschuppen steht die Ruine dieses kleinen Nebengebäudes, aus dem bereits ein großer Baum herauswächst.
 
Auch hier wurde mit Liebe zum Detail gebaut.
 
 
Aus Richtung Bahnhof kommend steht vor dem Stellwerk der Rest dieses Gebäudes. Ob es vielleicht auch ein Wasserturm war?
 
 
 
Gegenüber des Empfangsgebäudes steht der große Güterschuppen.
(Gleisseite)
 
(Straßenseite)
 
Giebel Richtung Lud/Wit
 
Und sogar beim Bau des Schuppens wurde mit winklig eingesetzten Ziegeln und schwarzen Klinkerreihen viel Wert auf Ästhetik gelegt.
 
 
Ein Stück vom Güterboden entfernt wurde diese Rampe errichtet. Sie könnte zur Viehverladunge genutzt worden sein.
 
Sie war beidseitig angebunden. In der Mitte endeten von beiden Seiten Stumpfgleise am Kopframpenteil. Man muss sich das wie ein "T" vorstellen.
hier der rechte Kopf- und Seitenrampenteil ...
 
... und der linke
 
Das ehemalige Wäterstellwerk am einstigen BÜ wird von jemandem bewohnt. versperrter Blick aus Richtung Dannenberg kommend zum Bahnhof
 

Hinter dem Zaun, der oben von Feldbahnschienen verziert ist, stehen auch zwei alte Autos und es gibt weitere Eisenbahnutensilien.
 
 
Rückseite des Stellwerks; Der anscheinend metalliebende Bewohner hat hier einen Zaun gesetzt, dessen Felder teilweise mit Streckmetallmatten vom Grenzzaun ausgefüllt (nicht im Bild).
 
Hinter dem ehemaligen Bü in Richtung Elbe steht ein weiterer Güterschuppen (Gleisseite).
 
Er wurde restauriert und beherbergt nun die Polizei und Wasserschutzpolizei.
 
 
zurück zum Bahnhofsgelände hinter dem EG am Km-Stein 0,2 der Strecke nach Ludwigslust
 
km 0,3
 
Zwischen km 0,2 und 0,3 wurde das ehemalige Gleisfeld mit vielen Erdhaufen aufgefüllt.
 
 
km 0,4 ungefähr in Höhe des ehemaligen Befehlsstellwerks
 
Blick auf die ehemaligen Gleistrassen in Richtung Ludwigslust (geradeaus) und Wittenberge (nach rechts wegschwenkend)
 
Eigentlich wollte ich die Reste der Eisenbahnbrücke über die Elbe ja vom östlichen Ausgangspunkt der Brücke fotografieren. Ich hätte allerdings den ganzen Weg dorthin zu Fuß gehen müssen.
Nun ist es zoom-Foto vom Deich weiter südlich geworden.
 
So sah es vor der Brückensprengung auf der westlichen Seite aus, kurz bevor der Zug die Brücke in Richtung Dannenberg verließ.
 
Eiserne Tore an den Innenseiten beider Portale verhinderten den Zugang bzw. die Fahrt auf die Brücke.
 
Blick aus Richtung Dannenberg kommend auf die Brücke in Richtung Dömit.
 
 
 
Seitenansichten des Portals
 
Leider hat man bisher nicht an den Zugang für Rollifahrer gedacht.
 
Inzwischen ist ein Teil der Brücke mit einem aufgesetzten Steg begehbar gemacht worden.
 
Am Ende des Steges wurde diese Info-Tafel angebracht.
 
Von hier aus hat man den Blick über den rest der Brücke, bevor etwas weiter dahinter die Elbe überquert wurde.
 
Ein Randweg für Fußgänger ist auch noch teilweise erhalten.
 
Und natürlich wurden auch Fernemelde- und Blockleitungen an der Brücke seitlich außen mitgeführt.
 
die Brücke von "außen" betrachtet
 
 
das Fahrwasser befindet sich noch etwas weiter hinter dem letzen Pfeiler, dort wo der weiße Pfeil zu sehen ist.
 
Blick von der Eisenbahnbrücke zur Straßenbrücke
 
 
externe Bilder:
                                             
 
© 03.10.2023