Aus der Festschrift zum 750-jährigen Jubiläum von Karow (2004) Hier geht es ausschließlich um die Zeit von 1939 bis 1945! Weitere Informationen zur 10. schweren Funkmesskompanie "Eichhörnchen": Alles Außenstandorte des Objektes waren mit dem Zentrum und der Jägerleitzentrale durch erdverlegte Kabel verbunden. Im Zentrum der Luftnachrichtenleitstelle gab es eine Telefonzentrale, sehr gut ausgestattete Verwaltungs- und Unterkunftsbaracken, eine Küche mit Essensaal, Garagen für Fahrzeuge und mobile Kabelverlegetechnik und einen von zwei großen Radartürmen, dessen Fundamente noch heute vorhanden sind. 300 Soldaten und und Helferinnen (sog. Blitzmädchen) waren hier stationiert. Der gesamte Telefonverkehr zwischen dem Fliegerhorst in Parchim und Berlin und zu allen(!) Fronten wurde über Karow abgewickelt! Am 28. April 1945 verlässt die vor der heranrückenden Sowjetarmee den Standort in Richtung Hamburg. Abschrift (Auszug): "Mit dem nahenden Kriegsende wichen Armeeteile der 3. Panzerarmee und der 21. Armee kämpfend auf der Linie Meyenburg-Plau-Karow-Krakow-Güstrow zurück. Das war am 1. Mai 1945. Am Schlosspark und an der Malchower Chaussee bezogen die deutschen Truppen Stellung. Um den zu erwartenden Beschuss zu entgehen, flüchteten die Karower Einwohner in den Wald. Es war aber mehr eine geordnet ablaufende Evakuierung. Den Gutsbeschäftigten waren Pferdefuhrwerke vom Gut zugewiesen und man hatte vorher am Holmberg, in den Goldberger Tannen und am Damerower See Stellen ausgemacht, die für Notunterkünfte in Erdhöhlen geeignet erschienen. Das lebensnotwendigste wurde mitgeführt. Eine Zeitzeugin erinnert sich: Den ersten Tag im Wald fanden wir lustig und abenteuerlich. Am zweiten Tag gab es Geschützfeuer aus südwestlicher Richtung, laut zischend wie von Geschosswerfern. Ein älterer mann, der noch im Wald war, fiel ihm zum Opfer. Die Nachhut der Russen kam am gleichen Tag, konfizierte den DKW des Oberschweitzers, nahm Uhren und anderes weg, vergewaltigte Frauen ... Sie zogen aber wieder ab. Am dritten Tag gingen wir alle nach Karow zurück, sahen vom Antonienweg aus den Brand in der Nähe der Eisenbahnschranken. [...] Als sich am 2. Mai die die russischen Panzer hörbar näherten, räumten die deutschen Truppen die Stellungen und verließen Karow gen Westen. Einer Zeitzeugin nach kamen die sowjetischen Truppen vom Ortkruger Weg und feuerten mit Panzergeschützen. Es kam zu größeren Schäden an der Kirche, am kastellartigen Wasserturm und am Giebel des Wohnhauses Güstrower Chaussee 10. Große Süßkirschenbäume gegenüber den Eisenbahnwohnhäusern wurden vernichtet. Ein Eisenbahnerwohnhaus brannte ab, der Brand des Bäckerhauses konnte gelöscht werden." Es handelte sich um das Haus 22/23 am Blechenow-Platz. 1945 wurde von den Russen das Gelände des "Pionierparks" gesprengt und eingeebnet, auf dem angeblich Seeminen gelagert wurden. Zwichen dem Streckengleis nach Goldberg und dem Anschlussgleis zum ehemaligen Pionierpark lagen nun Berge von Werkzeug und Material. Die Karower Bürger holten sich nun alles, was sie gebrauchen konnten und fuhren es "per Bahn" mit einer handbedienten Draisine zum Dorf. Zeitzeugen berichteten, dass die Draisine auch für Einkaufsfahrten nach Plau genutzt wurde. Im zweiten Weltkrieg fielen 27 Karower Büger. Im Mai 1945 kamen in Karow weitere 13 Zivilisten und ein Soldat ums Leben. Sie wurden von Verwandten oder russischen Soldaten erschossen oder begangen Selbstmord.