Haltepunkt
(ehemalige Haltestelle)  
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Strecke:
 
Ludwigslust - Parchim (- Karow (Meckl) - Waren (Müritz) - Möllenhagen -
Neubrandenburg)
  in km 15,200 |
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Dütschow liegt zwischen Neustadt-Glewe und Parchim etwas abseits der B 191.
Das ehemalige Empfangsgebäude stand viele Jahre leer, bevor es ca. 2012 einen neuen Besitzer
fand und saniert wurde.  
Aus der Geschichte der Station (Akten des Landeshauptarchivs):  
Der Domänenpächter Baumann schrieb am 6. September 1880 im Namen der Bewohner von Gut und Dorf
Dütschow an die Verwaltung der Parchim-Ludwigsluster Eisenbahn in Berlin, dass es nach Meinung
des früheren Ingenieurs Roth der Eisenbahngesellschaft möglich sei, für 270 Mark eine
Personenhaltestelle in Dütschow zu bekommen. Er würde die Hälfte des Betrages, "also 135 M
zuzahlen, jedoch in der Gemeinde Dütschow sind nur 78 M zusammen zu kriegen. Es würden also
in Summe 213 M sein, die wir bereit sind, sofort zu zahlen, sobald wir die Gewißheit erhalten,
daß für bei Hof Dütschow eine Haltestelle eingerichtet wird. Nun möchte ich im Verein mit den
Bewohnern von Dorf Dütschow die ergebenste Bitte aussprechen, verehrliche Direktion […] möge
uns die Vergünstigung gewähren, daß die Züge hier halten, sobald Personen da sind, die hier
ein- und aussteigen wollen."
Darauf erhielt er ein Antwortschreiben und antwortete seinerseits am 1. Oktober darauf, dass
"es mir gelungen ist, von der Dorfschaft Dütschow jetzt 110 Mark zusammen zu kriegen; ich
will denn jetzt die fehlenden 160 Mark zugeben …" Weiter schrieb er, dass die Einnahmen
für die Eisenbahngesellschaft mit der Zeit ganz bedeutend sein werden, denn der Haltepunkt
Dütschow liegt viel günstiger als Spornitz.
Die Verwaltung versprach sich keinen Nutzen von der Haltestelle, sah sich in ihrem Schreiben
vom 26. Oktober d.J. aber dennoch nicht abgeneigt, solange es sich nur um eine Personenhaltestelle
mit einem etwa 20 Meter langen Perron handelt "und einem optischen einarmigen Telegraph von
weiteren Anlagen Abstand genommen wird. Wir stellen dem Verehrlichen Vorstande anheim, sich mit
der Errichtung einer Haltestelle für Personenverkehr bei dem Wärterhause in Dütschow einverstanden
zu erklären und die Genehmigung des hohen Ministeriums zu erwirken." Dieses benötigte noch
eine Mitteilung, ob für die Errichtung des Bahnsteigs ein Grunderwerb erforderlich sei.
Am 2. November schrieb Herrmann Bachstein von der Betriebsverwaltung an den Vorstand der
Eisenbahngesellschaft, dass auf der Fläche vom Wegübergang bis zum Wärterhaus ein Bahnsteig
von 10 x 2 Metern errichtet werden könnte und daher kein weiterer Grunderwerb erforderlich wäre.
In einer anderen Akte im Archiv ist außerdem zu lesen, dass der Haltepunkt vom Großherzoglichen
Ministerium des Innern genehmigt werden muss. Nun kam die Direktion der Großherzoglichen
Friedrich-Franz-Eisenbahn ins Spiel, die am 22. Januar 1881 an den Vorstand der Parchim-Ludwigsluster
Eisenbahn schrieb: "daß wir zur versuchsweisen Einrichtung der Haltestelle bei der Wärterbude
Nr. 78 […] für den Personen-Verkehr allerdings die Genehmigung […] eingeholt haben. Dieselbe ist
unserem Antrage gemäß dahin ertheilt worden, daß täglich 2 Züge in jeder Richtung facultativ
anhalten, und daß diese provisorische Einrichtung bei jedesmaligem Wechsel der Fahrplanperiode
nach dem Ermessen der unterzeichneten Direktion wieder aufgehoben werden kann."  
Bachstein schrieb am 19. Februar 1881 an den Vorstand der Eisenbahngesellschaft, dass die
Haltestelle eingerichtet wird, es aber keinen Unterstand für die Passagiere geben wird. Der
in Dütschow stationierte Wärter wird auch Fahrkarten verkaufen, aber kein Gepäck abfertigen.
Dieses wird erst auf der jeweils nächsten Station, also Parchim bzw. Neustadt expediert. Die
Einrichtung für den Personenverkehr wird somit nur aus einem Fahrkartenschrank und einem
Farbdruckstempel bestehen. Die Züge sollen nur bei Bedarf halten. Möchten Personen einsteigen,
wird das dem Zug durch die Haltstellung des optischen Telegraphen signalisiert. Das Aussteigen
wird dem Fahrpersonal von der Station avisiert, auf der eine Fahrkarte nach Dütschow ausgegeben
wurde. Die Auslieferung von Reisegepäck kann nur unmittelbar nach Eintreffen des Zuges erfolgen.
Für nicht gleich abgeholtes Gepäck wird keine Garantie gewährt.
Es ist nicht beabsichtigt, die Haltestelle für den Güterverkehr einzurichten.
Für Personen, Gepäck und Hunde wird der Einheitstarif der Parchim-Ludwigsluster Eisenbahn angewendet.  
Daraufhin wurde die Station am 15. Mai 1881 eröffnet.  
1890 beantragt der Gutspächter Baumann ein Ladegleis für die Rübenverladung. Voraussetzung für
den Bau ist, dass er 7 Jahre lang je 150 Mark bezahlen soll.
Am 15.10. d.J. wird das Ladegleis in Betrieb genommen. Es soll jedoch nur so lange Bestand haben,
wie der Rübenanbau genehmigt wird.
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1897 wird die Wärterbude neu errichtet.
Im selben Jahr beantragen Bürger den Anbau für einen Unterstand. Bisher gab es keinerlei
Unterstellmöglichkeit für die Reisenden.
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1898 beantragte das Betriebstechnische Büro die Verlängerung des zwischenzeitlich wohl schon
einmal verlängerten 30 Meter langen Bahnsteigs um 30 Meter, da das Fahrgastaufkommen auf der
Strecke inzwischen gestiegen ist und die Züge sonntags mit Verstärkerwagen verkehren müssen.
Im September d.J. waren die Bauarbeiten dafür beendet.  
Im September 1899 wurde die Wartehalle in Betrieb genommen. .  
1909 schrieb der Stationswärter Goldenbogen in der "Nachweisung über die Verkehrsverhältnisse
auf Bahnhof Dütschow", dass das Ladegleis inzwischen zu kurz und eine Verlängerung um 75 bis
80 Meter dringend notwendig sei. Es reichte nur für 10 Achsen bzw. 5 Wagen.
Erst 1911 wurde es um 25 m auf 86 m verlängert. Es wäre jedoch möglich, es nochmals um 25 m zu
verlängern.
Im gleichen Jahr wurde auch der Bahnsteig auf 110 m verlängert. .  
1925 plante man die Instandsetzung des Empfangsgebäudes. .  
1927 wurde berichtet, dass der Keller des Bahnwohnhauses wegen des sehr hohen Grundwasserstandes
wochenlang unter Wasser stand. Es wurde empfohlen, den Fußboden anzuheben.
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Im November 1927 war das neue Empfangsgebäude fertig, ebenso der Abort.
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Weitere Akten zur Station für die Zeit nach 1927 sind im Archiv leider nicht vorhanden.  
Abschließend bleibt noch festzuhalten, dass das Empfangsgebäude irgendwann später aufgestockt
wurde und in dieser Form heute noch erhalten ist.  
Links des ehemaligen Empfangsgebäudes stand einst ein Bahnwohnhaus. Darüber ist in den Akten
leider nichts zu finden. Nur ein Lageplan, vermutlich aus den 1940er Jahren zeugt davon, auch
von der ursprünglichen Wärterbude mit dem Anbau, einem Wagenkasten für die Güteraufbewahrung
sowie dem Standort des Abortes rechts neben dem großen Empfangsgebäude.
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| 2002 |
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